Erkennbar beschäftigt die bevorstehende Bundestagswahl schon seit Wochen unsere Schüler*innen. Umso bedeutsamer war die gestrige Podiumsdiskussion provoKANT am Immanuel-Kant-Gymnasium in Leinfelden, bei der die Kandidat*innen der sieben im Bundestag vertretenen Parteien ihre Positionen zu den drängenden Themen Migration und Wirtschaftslage darlegten. Unter der umsichtigen Moderation der Schüler Julius und Paul entwickelte sich die Veranstaltung zu einem Schlagabtausch, der den zahlreichen Gäst*innen hoffentlich zu größerer Klarheit im Hinblick auf ihre Wahlentscheidung bei der Jugend- und Bundestagswahl verhelfen wird.
Schule als Ort politischer Bildung
Den Ton für den Abend setzte bereits das Grußwort des Schulleiters Hans Bahner. Er hob die Rolle der Schule als Ort der politischen Bildung hervor: „Die ‚strikte Neutralität‘ einer Lehrperson im Sinne von gesellschaftspolitischer Indifferenz könnte […] ein fatales Signal an die Schüler*innen senden.“ Bahner betonte, dass es nicht nur zulässig, sondern im Sinne des Bildungsauftrags gar geboten sei, dass Pädagog*innen in Diskussionen eigene Positionen vertreten. Diese Haltung spiegelt die Philosophie des Immanuel-Kant-Gymnasiums wider, das sich als Ort der Meinungsvielfalt versteht, jedoch keinen Zentimeter von der Verpflichtung zu respektvollem Umgang und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung abrückt.
Migration: Divergierende Ansichten und gemeinsame Herausforderungen
Ausgehend vom im Bundestag vergangene Woche gescheiterten Antrag zu einem „Zustrombegrenzungsgesetz“ nahmen die Moderatoren dann mit den Diskutant*innen zunächst das Thema Migration in den Blick. In der Debatte wurden dank der stringenten und wohlinformierten Gesprächsleitung, bei welcher die beiden Schüler der Kursstufe 2 auch nicht zögerten, fehlerhaft dargestellte Sachverhalte gerade zu rücken, unbequem nachzuhaken oder auch Umstrittenes pointiert herauszustellen, die Standpunkte der Abgeordneten schnell deutlich: Von humanitärer Verantwortung und Integrationskonzepten bis hin zu Forderungen nach strengeren Kontrollmechanismen wurden die Positionen prägnant herausgearbeitet.
Wirtschaftslage: Ein Spannungsfeld zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit
Im weiteren Verlauf des Abends rückte die Wirtschaftslage in den Mittelpunkt des Interesses. Hier offenbarte sich wiederum ein breites Spektrum an Meinungen: Während die Kandidat*innen der FDP, CDU, BSW und AfD auf wirtschaftliches Wachstum und Technologieoffenheit setzten, plädierten jene des linken Parteienspektrums für nachhaltige und sozial gerechte Lösungen.
Engagierte Fragerunde und mahnende Worte
Eine Fragerunde am Ende der Podiumsdiskussion gab auch den zahlreich erschienenen Interessierten Gelegenheit, rhetorisch unscharf Gestelltes oder fehlerhaft Belegtes noch einmal zu klären. Besonders hervorzuheben ist dabei, wie souverän die verantwortlichen Schüler*innen einzelne auf dem Podium geäußerte populistische Spitzen und kleinere Pöbeleien im Auditorium adressierten: Moderator Julius und Schülersprecher Simon fanden dazu klare Worte und erinnerten eindringlich an die Bedeutung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung – ein Appell von besonderer Relevanz in Zeiten zunehmender Polarisierung.
Die Podiumsdiskussion provoKANT war ein eindrucksvolles Beispiel für engagierte politische Bildung und bewies, dass auch junge Menschen in der Lage sind, komplexe Themen mit Tiefgang und Entschlossenheit zu moderieren.
Besonderer Dank gebührt dem Sicherheitspersonal und den Einsatzkräften der Polizei, die den Abend diskret begleiteten. Dass ihr Eingreifen angesichts der gut besuchten, von demokratischem Engagement geprägten Protestkundgebung gegen die AfD-Teilnahme nicht erforderlich war, unterstreicht den konstruktiven Charakter der gesamten Veranstaltung.
\ Gz, unter Mitarbeit von Simon Hauser