Genf – die zweitgrößte Stadt der Schweiz, Hauptsitz der UNO, Geburtsort von Smoke on the Water und natürlich der ikonische Jet d’eau, die 140 m hohe Wasserfontäne am Genfer See. Genf hat vieles zu bieten. Das blaue Wasser, die angenehme Sommerstimmung und die Alpen im Hintergrund, deren Spitze Europas größter Berg, der Mont Blanc, bildet. Es ist ein tolles Ambiente.
Man ahnt nicht, was sich nur ca. 100 m unter der Oberfläche befindet. Ein Tunnel: 3,6 m dick mit einem Umfang von rund 27km. In ihm, die größte Maschine, das größte Experiment, nicht nur der Schweiz, sondern der Welt. Hier werden Protonen von den stärksten je gebauten Magneten auf 99,9999991 % der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und anschließend zur Kollision gebracht. So werden Energiedichten wie kurz nach dem Urknall erzeugt und es entstehen neue Teilchen, die in verschiedensten Detektoren nachgewiesen werden können. Einer dieser Detektoren ist der Compact Muon Solenoid (CMS) und dieser war das Hauptziel der alljährlichen Genf-Ausfahrt der Physik Leistungskurse am IKG.
Am Mittwochmorgen trat wir, der Physik-LK der K1, Teile des LKs der K2 und einige Schüler*innen des PMHG, unsere recht lange Fahrt zur nahe Genf gelegenen Stadt Lausanne in der französischen Schweiz an. Nach 6-stündiger Fahrt waren wir in der Jugendherberge am Stadtrand angekommen. Wir bezogen unsere Zimmer und fuhren anschließend in mehreren kleinen Gruppen per ÖPNV in die Stadtmitte, um etwas zu essen und uns an den See zu setzen. Später kehrten wir wieder in die Jungendherberge zurück und verbrachten den restlichen Abend gemeinsam mit Billiard oder Tischkicker im Eingangsbereich.
Früher als gewohnt brachen wir nach einem ausgiebigen Frühstück am Donnerstagmorgen zum Hauptziel unserer Reise auf. Dem CMS-Experiment in Cessy, Frankreich. Die Anlage war bereits von Weitem in den Feldern zu erkennen. Dort angekommen, wurde uns zunächst ein kurzer Film zur Einführung gezeigt. Anschließend wurden wir unseren Guides, drei Physiker am CERN, zugeteilt. Einen von ihnen kannten wir bereits von unserem Crashkurs-Teilchenphysik vor den Ferien.
Obwohl wir den tatsächlichen Detektor aufgrund von laufenden Kollisionen nicht sehen konnten, war es für uns alle eine enorme Bereicherung zu sehen, wie hier in Europäischer Zusammenarbeit die wohl wichtigste Grundlagenforschung der Welt betrieben wird – und wie viel Aufwand und Geld nötig ist für etwas, das kein Land persönlich bereichert, sondern nur die Menschheit im Gesamten. Denn das CERN ist nur durch Zusammenarbeit möglich: Der größte Beschleunigerring des CERN, der LHC liegt unter der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich. Die enorme Datenmenge, die die Kollisionen in den verschiedenen Detektoren verursachen, können nur durch weltweit vernetzte Rechenzentren in verschiedenen Ländern analysiert werden. Es war ein Forscher am CERN, der wegen des Bedarfs an Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen rund um den Globus das World Wide Web entwickelte. Diese selbstlose Zusammenarbeit der Länder ermöglichte also Erfindungen, die uns allen dienen und unser Leben nachhaltig verbessern. So sind zum Beispiel auch Erfindungen wie der Touchscreen oder Positronen-Emissionstomografie (PET), eine Art der Krebsfrüherkennung, auf das CERN zurückzuführen.
Doch bekannt ist das CERN vor allem für andere Entdeckungen wie zum Beispiel für eines der neuen Teilchen, dem Higgs-Boson, wofür die theoretischen Physiker Peter Higgs und François Englert im Oktober 2013 den Nobelpreis erhielten. Das CERN als einen besonderen Ort zu bezeichnen, ist also maßlos untertrieben. Das ist der Eindruck, mit dem wir auch wieder vom CMS abgefahren sind.
Ausklingen ließen wir den Abend mit Grillen am See und Billiard sowie Tischkicker-Revenge-Partien.
Am letzten Tag unserer Exkursion besuchten wir das Technorama in Winterthur, wo wir die Möglichkeit hatten, zahlreiche interaktive Experimente durchzuführen. Die Vielfalt der Exponate und die praktischen Anwendungen der physikalischen Prinzipien begeisterten uns und zeigte uns Konzepte, die wir vorher nur theoretisch im Unterricht kennengelernt hatten in der Praxis. Ebenfalls erhielten wir eine Vorstellung zum Thema Supra Leiter, eine Technologie, die auch im CERN zum Aufrechterhalten solch starker Magnetfelder von enormer Wichtigkeit ist. Wir können jedem empfehlen, dem Technorama, falls man einmal in der Nähe ist, selbst einen Besuch abzustatten.
Insgesamt war die Exkursion nach Genf ein unvergessliches Erlebnis für alle Teilnehmer*innen. Die Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Anwendung, gepaart mit den beeindruckenden Einblicken in die Forschung am CERN, bereicherte unser Verständnis der Physik enorm. Wir sind dankbar für die Gelegenheit dieser Exkursion und bedanken uns bei unseren Physiklehrern Herrn Bracht und Herrn Reinkunz.
\ Julius Grupp und David Specht (K1)