In Zeiten, in denen (Selbst-)Inszenierung ein kaum zu überschätzender Wert beigemessen wird, Zeiten der Schnelllebigkeit und Zeitersparnis, des Kaufrausches und der scheinbar unbegrenzten – zumindest visuellen – Möglichkeiten durch das Internet kommen Sätze wie die folgenden ziemlich altmodisch daher.
»Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«
Oder: »Du bist zeitlebens für das verantwortlich, das du dir vertraut gemacht hast.«
Doch irgendwie sind sie auch magisch, diese Sätze, die Antoine de Saint-Exupéry dem Fuchs in den Mund legt, dem der Kleine Prinz nach langen Irrfahrten begegnete.
Odysseus nicht unähnlich kehrt der Kleine Prinz nach einigen für ihn wichtigen Erfahrungen mit dieser Lebensweisheit auf seinen Planeten und zu der für ihn noch immer bzw. wieder wichtigen Partnerin Rose zurück. Doch diese Um- oder auch Rückkehr kann er erst antreten, nachdem er Begegnungen wie die mit fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigten Personen, z. B. dem König oder mit anderen Rosen, erfahren und für sich nutzbar machen konnte.
Für das Singspiel Der kleine Prinz von Basti Bund, das mit dem Unterstufenchor, Solist*innen und kleiner Instrumentalbesetzung seine Aufführung durch die Musikfachschaft am IKG Leinfelden finden soll, haben einige der Klassen der Stufen 9 und 10 im BK-Unterricht passende Bühnenbilder-Modelle erstellt.
In diesen lässt sich immer das große Thema der Geschichte finden, die Liebe, die der Gleichgültigkeit nicht weicht, aber auch das Festmachen dieser Stimmungen an einzelnen Szenen des Singspiels.
Im tiefergelegten Bühnenbild zum Beispiel (von Marie und Camille) können die Schauspieler*innen wie das Publikum, je nach Szene im Stück, wechseln zwischen Partystimmung mit wolken-weichen Sitzen oder grotten-artigen Untiefen, aus denen es kein Entkommen zu geben scheint und deren Höhen auch fürs Publikum wenig freundliche Sitzgelegenheiten bieten.
Der Besuch auf dem Planeten des Königs zeigt indes nur eine erst einmal festgelegte Sitzgelegenheit fürs Publikum. Diese kann aber im Bühnenbildmodell (von Jonas und Leonard), je nach Spielort, nach links oder rechts verschoben werden. Der einsame König, mit seiner ganz vernünftigen aber wenig zugewandten Art des Regierens, kann – im besten Fall – durch den Besuch des kleine Prinzen Schritte in den Garten der Verwandlung bzw. des Aufblühens tätigen.
Fehlen darf bei den Modellen bzw. Szenenbildern natürlich nicht die Erfahrung des Prinzen mit anderen Rosen. So sehr er diese zu Beginn seiner Reise ersehnt, so schnell merkt er: Freunde zu finden ist kein einfaches Unternehmen. Nichts ist wie das bisher Gesehene und Gewohnte und wie soll er sich denn in diesem Gewimmel überhaupt zurechtfinden? Und seine Manier, beharrlich mit Nachfragen Momente begreifen zu wollen, erzeugt nicht selten Zwiespalt. Seine für ihn im Moment scheinbar innerlich nicht erreichbare Rose lässt er auf seinem Planeten zurück, um weitere kennenzulernen und zu erfahren, was da noch ist – außer Einseitigkeiten.
Vorwitzig zeigen sich diese vielen anderen erstmal im Modell (von Lucas und Henri) innerhalb kleiner Blumenkübel. Der Weg zu ihnen ist aber nicht einfach, sogar waghalsig, symbolisch zu gehen über eine waagerecht aufgelegte Leiter zwischen den Planeten. Doch die zurückgelassene Rose ist im Modell noch immer die, die aufgeblüht über den anderen thront. Ob das so bleibt?
Die Schülerinnen und Schüler haben für die Modelle polare Intermediärräume erschlossen, die sie aus der Geschichte heraus entwickelten. Dabei sollten passende Formen und die Positionierung der einzelnen Objekte auf der Bühne berücksichtigt werden. Ebenso die notwendigen Aktionen der Schauspieler und der Sitz des Publikums. Auch Farbe und Lichtinszenierung mussten mitgedacht werden, um die wichtigsten Stimmungen der Geschichte hervorbringen zu können:
Unter anderen diese, in der der Fuchs dem Kleinen Prinzen erklärt:
»Die Menschen haben keine Zeit mehr, etwas kennenzulernen, sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften, aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.
Wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen, du wirst für mich einzig sein in der Welt und ich für dich, man kennt nur die Dinge, die man zähmt. Bitte zähme mich!«
Man darf gespannt sein, welches der hier vorgestellten Bühnenbilder die musikalische Darbietung unterstützen darf.
\ Gi
Comments