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Im Schatten des Vulkans – Lateinexkursion nach Pompeji & Co

Am Dienstag, den 13. Februar, begann für uns das Abenteuer Sorrent. Um 8 Uhr trafen wir, 9 Schüler*innen der Lateinkurse K1 und K2, uns mit unseren 2 Lehrerinnen am Stuttgarter Flughafen. Ohne Komplikationen landeten wir pünktlich in Neapel, wo wir das erste Mal zu spüren bekamen, dass die Uhren in Italien anders ticken.

Nach kurzer Verzögerung machten wir uns auf den Weg zum Vesuv, der trotz des gewaltigen Ausbruchs 79 n. Chr.  mit 1277 Höhenmetern kein kleiner Berg ist. Der Vesuv besteht in der heutigen Zeit aus 2 Gipfeln. Führt man beide imaginär in der Luft zusammen, kann man sich erst vorstellen, was für eine Größe der Vulkan früher hatte. Oben angekommen bot sich uns, dem schlechteren Wetter zum Trotz, ein bezaubernder Ausblick. Aus dem Vulkan selbst traten an mehreren Stellen Gase aus, die uns bewusst machten, dass der Vesuv immer noch ein aktiver Vulkan ist. Die Vorstellung, auf einer tickenden Zeitbombe unterwegs zu sein, war schwer greifbar. Dennoch schafften wir es sicher wieder zum Bus, der uns nach Piano di Sorrento fuhr, wo unsere Unterkunft war.

Nach kurzem Einleben und Abendessen zeigte uns Frau Severidt eine Aussichtsplattform, die uns einen wunderschönen Blick über den Golf von Neapel eröffnete. In der Abenddunkelheit machten wir Schüler*innen uns dann noch auf zum Meer. Nach dem langen Tag fielen wir alle müde ins Bett und tankten Energie für den kommenden Tag, an dem es nach Pompeji ging.



Nach einem vielfältigen Frühstück machten wir uns zu Fuß auf zur Bahnstation, die in den kommenden Tagen unser Dreh- und Angelpunkt wurde. Das Glück war auf unserer Seite und bescherte uns ein überraschend leeres Pompeji. Gestartet hat unser Rundgang in der ehemaligen Sportanlage, der Palästra. Der erhaltene Säulengang ließ uns erahnen, wie viel Wert auf das Ambiente gelegt wurde. Auch „no-entry“-Schilder hielten uns nicht davon ab, die ganze Palästra zu erforschen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass wir einfach nur in die falsche Richtung gelaufen waren und nichts Verbotenes getan hatten. Ein paar Meter weiter fanden wir das Amphitheater auf. Im Jahre 59 n. Chr. kam es nach einem Bericht des Historikers Tacitus im bis zu 20.000 Zuschauer*innen fassenden Amphitheater während eines Gladiatorenkampfes zu blutigen Krawallen mit Besuchern aus der Nachbarstadt Nuceria. Darauf verbot Kaiser Nero für zehn Jahre jegliche Spiele in Pompeji. Die Ursachen für diese Auseinandersetzungen sind möglicherweise in über Pompeji und Nuceria hinausreichenden politischen Problemen zu suchen. Nach dieser zweiten größeren Anlage stürzten wir uns in das Alltagsleben Pompejis. Wir besichtigten viele Häuser und Villen, in den uns immer wieder das zugehörige zentrale Atrium auffiel. Zu den besonders prachtvollen Villen gehörten auch weitläufige Gartenanlagen, die man von der Eingangstür aus sehen konnte. In der damaligen Zeit war es üblich, dass die Eingangstüren offenstanden und man beim Vorbeilaufen durch das Atrium in den Garten schauen konnte. Besonders beeindruckend war das Haus der Faunen, ein prächtiger Wohnkomplex, benannt nach der berühmten Statue eines tanzenden Fauns, die dort während der Ausgrabungen gefunden wurde. In einem Garten entdeckten wir hinter einer Glasscheibe aus Gips ausgegossene Menschen. Sie lagen zusammengezogen und zum Teil mit Händen vor dem Gesicht da. Dadurch, dass Pompeji erst von einer meterhohen Schicht von Asche und Bimsstein verdeckt wurde und erst am zweiten Tag die pyroklastischen Ströme über die Stadt flossen, verbrannten die Menschen nicht, sie erstickten. Mit der Zeit haben sich die menschlichen Körper zersetzt, sie hinterließen Hohlräume, die dann eben mit Gips ausgegossen wurden.  

Ebenfalls üblich waren kleine Imbisse, die in vorderen Räumen direkt neben dem Eingang untergebracht waren. Die Besitzer vermieteten diese Räume und verdienten sich somit einen Zuschuss. Als wir so durch die Straßen liefen, bemerkten wir an den Hauswänden alte Wahlplakate. Für uns war es beeindruckend, dass sie noch in einem erkennbaren Zustand erhalten sind. Im großen Theater legten wir in der schön strahlenden Sonne eine Mittagspause. Das Theater ist in einem richtigen guten Zustand und wird auch noch in der heutigen Zeit für Auftritte verwendet. Gestärkt ging es dann weiter in die Thermen, in denen wir die Umkleidekabinen und verschiedenen Baderäume begutachteten. Die Rillenstruktur an der Decke zeigte uns, wie bedacht jedes Gebäude gebaut wurde. Der zentrale Platz einer Stadt, das Forum, durfte in unserem Rundgang natürlich auch nicht fehlen. Als wir selber in der Mitte standen und um uns herum die Menschen vorbeigingen, konnte man sich richtig vorstellen, was für ein Gewusel, das in der früheren Zeit sein müsste. Nach dem wir so gut wie alles gesehen haben und einem Fünfstündigem Rundgang waren wie erschöpft und froh den Heimweg antreten zu dürfen. Den Abend ließen wir entspannt ausklingen, mit einem schönen Sonnenuntergang auf der Dachterrasse.


Am darauffolgenden Tag begaben wir uns auf eine Besichtigung der Stadt Herculaneum und der Villa Oplontis. Diese boten uns einen tiefen Einblick in das Leben der Menschen, die vor fast zweitausend Jahren in dieser Region lebten. Denn die Stadt Herculaneum wurde ebenfalls im Jahr 79 n. Chr. während des Ausbruchs des Vesuvs verschüttet. Im Gegensatz zu Pompeji, das von Asche und Bimsstein bedeckt wurde, wurde Herculaneum direkt von einer pyroklastischen Welle verschüttet, die die Stadt konservierte und ihre Strukturen erstaunlich gut bewahrte. Sowohl gut erhaltene Ruinen von Häusern, Geschäften und öffentlichen Gebäuden faszinierten uns. Auch wenn alles auf den ersten Blick ähnlich wie Pompeji aussah, gab es Merkmale anhand deren wir diese unterscheiden konnten, wie zum Beispiel die verschiedenen Stile der Wanddekoration oder Überreste von verbranntem Holz. Direkt beim Betreten der Ausgrabungsstätte kann man Skelette in der sogenannte „Fechterstellung“ sehen, von einer Gruppe von Menschen, die bei dem Ausbruch des Vesuvs ums Leben kamen. Dieses traurige Zeugnis der Katastrophe vermittelt eine beklemmende Vorstellung von der plötzlichen und tragischen Natur des Vulkanausbruches. Nach der Erkundung von Herculaneum folgte der Besuch der Villa Oplontis, einer luxuriösen römischen Villa, die vermutlich einer wohlhabenden (vielleicht sogar kaiserlichen) Familie gehörte. Der großzügige Grundriss und die kunstvollen Verzierungen, spiegelten deren Lebensstil wider. Am meisten waren wir vom großen Gartenbereich beeindruckt, denn dieser besitzt einen Pool, welcher bis heute noch nicht vollständig ausgegraben wurde. Insgesamt ist die Villa mit vielen Statuen und Wasserspielen geschmückt. Von der antiken und römischen Vergangenheit haben wir vieles gesehen, viel dazu gelernt und konnten uns teilweise auch in die Lage der Menschen und ihren Lebensstil hineinversetzten. Den Abend ließen wir mit einem Besuch der Stadt Sorrent ausklingen. Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick auf das Meer, sowie auf den Vesuv.


Die Zeit verging rasant und es war schon Freitag. Gestärkt vom allmorgendlichen Frühstück ging es angeführt von Frau Severidt zum Bahnhof, von dem aus wir die ungefähr eine Stunde andauernde Fahrt zur Endstation in Neapel antraten. Dort angekommen wurden wir schon von unserem Stadtführer Nicola erwartet, der uns einen Einblick in das Flair und die Geschichte dieser lebendigen Stadt bringen sollte. Nach einem etwa zehnminütigen Spaziergang erreichten wir schließlich die Altstadt, genauer gesagt die sogenannte „Spaccanapoli“, eine schmale Hauptstraße, welche die Altstadt von Neapel in zwei Hälften teilt. Von dort aus führte uns Nicola zur bedeutenden Kathedrale von Neapel, wo er die Geschichte von San Gennaro (heiliger Januarius), des Schutzpatrons von Neapel, erzählte. Inmitten der beeindruckenden Kirche werden in einem separaten Anbau die Reliquien des San Gennaro aufbewahrt. Darunter fällt auch sein beim Tode vergossenes Blut, was der Erzählung nach in zwei Ampullen aufgefangen wurde und in einem alljährlichen Ritual den Bewohnern der Stadt präsentiert wird. Dabei soll das feste Blut sich in jenem Moment wieder verflüssigen, was den Bewohnern von Neapel zeigt, dass dieses Jahr ein gutes wird. Nach dieser Geschichte führte Nicola unsere Gruppe durch die Spaccanapoli zum Nationalmuseum. Die Spaccanapoli selbst ist gesäumt mit kleinen Läden und etlichen Pizzerien, doch gleichzeitig erlebt man auf ihr auch die alltägliche Hektik und den Trubel der Stadt. Im Nationalmuseum sahen wir nun einige der besterhaltenen Fundstücke, wie beispielsweise Wandbilder, Statuen und Mosaike aus Pompeji und Herculaneum, die wir ja bereits in den vorherigen Tagen besucht hatten. Zu den beeindruckenden Exponaten lieferte unser Stadtführer viele Informationen und Erklärungen, die den Besuch noch einmal aufwerteten. Danach war der offizielle Teil unseres Besuchs in Neapel beendet, doch Frau Severidt erlaubte uns, die Stadt noch alleine zu erkunden. So streiften wir nach einer kurzen Mittagspause, mit viel Pizza, durch die Altstadt, wobei wir auch noch die Via San Gregorio Armeno durchquerten, die als Straße der Weihnachtskrippen bekannt ist, ehe der Tag in Neapel vorbei war.


Nach unserem letzten Frühstück verließen wir am Samstag mit gepackten Koffern gemeinsam das Hotel. Auf der Busfahrt zum Flughafen konnten wir noch einmal die schöne Landschaft Italiens und die Aussicht auf den Vesuv genießen. Trotz der spannenden und zahlreichen Eindrücke der letzten Tage, war die Energie der Meisten langsam aufgebraucht. Mit den neuen Bordkarten in der Hand, machten wir uns sowohl traurig über das Ende der Reise als auch mit Vorfreude darüber, nach Hause zu kommen, auf den Weg zu unserem Abfluggate. Mit leichter Verspätung startete unser Flieger zur Mittagszeit von Neapel und wir konnten ein letztes Mal den atemberaubenden Ausblick über die faszinierende Stadt auf uns wirken lassen. Um 15:10 landeten wir alle wohl auf in Stuttgart und machten uns mit unseren Koffern auf den Heimweg.

Wir bedanken uns herzlich bei unserer Lateinlehrerin Frau Severidt, deren Planung und Führungen die Reise sowohl äußerst informativ als auch lustig gemacht hat, sowie bei unserer Begleitlehrerin Frau Gunzenhäuser. Des Weiteren möchten wir uns bei der Stiftung Humanismus Heute für eine großzügige Unterstützung von 400€ bedanken. Vielen Dank, dass sie uns eine so unvergessliche Reise ermöglicht haben!


\ Hanin Ahmad, Agnes Burkhardt, Erik Mejerski, Zoé Csizmadia und Johanna Stehr (K1)

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